Auszuwandern ist für viele ein geheimer oder auch nicht so geheimer Traum. Doch letztendlich entscheiden sich die wenigsten diesen Schritt zu wagen. Es erfordert doch dieses eine Quäntchen Mut mehr um ins Ausland zu gehen. Janina hat diesen Schritt jedoch gewagt und ist vom Allgäu nach Agadir gezogen.
Wie bist du nach Marokko gekommen?
Von Marrakesch sind wir weiter nach Agadir gereist und dort habe ich dann meinen jetzigen Ehemann kennengelernt. Wobei es mehr so war, dass wir uns von Anfang an sehr vertraut waren. Im September 2010 bin ich dann gleich wieder hin geflogen, mit einem marokkanischen Freund der zu dieser Zeit in Deutschland studiert hat, um mich noch einmal mit meinem jetzigen Mann zu treffen. Von da an sind die Abstände zwischen den Besuchen immer kürzer geworden bis ich beschloss dort hin zu ziehen. Es hat sich dort einfach schon von Anfang an wie Zuhause angefühlt.
Wie war der Übergang aus dem Allgäu nach Agadir?
Hm, ja wie war der? Am Anfang war in Agadir alles wie ein Traum. Immer Sonne, immer heiß und immer Meer. Aber irgendwann habe ich gemerkt, dass mir die Jahreszeiten fehlen. Das viele Grün aus meiner Heimat kommt hier fast gar nicht vor. Oder das es einfach mal regnet, man sich in eine Decke kuschelt, Tee trinkt und dann vielleicht noch ein Buch liest. Das fehlt mir hier schon ein wenig. Aber sonst war der Übergang ziemlich fließend.
Wie hat deine Familie reagiert?
Lach
Meine Familie! Zu dieser Zeit war es etwas schwierig weil meine Eltern sich gerade getrennt hatten. Das positive daran (so dachten sie wahrscheinlich) war das sie nun eine Eheberaterin hatten zu der sie ihre verrückte Tochter schicken konnten. Sie dachten, ich muss irgendeine Krise haben die ich damit kompensieren möchte. Das war natürlich nicht der Fall.
Die Eheberaterin hat ihnen schließlich gesagt dass es die beste Entscheidung für mich ist auszuwandern und das es mich einfach nur glücklich macht. Und ich solle das auf jeden Fall machen. Soviel zu meinen Eltern. Lach
Danach hat meine Familie mich guten Gewissens ziehen lassen können.
Wie gehen sie jetzt damit um?
Jetzt sind sie auch sehr froh, dass alles gekommen ist wie es ist. Sie sehen natürlich auch dass ich hier einfach unglaublich glücklich bin und freuen sich für mich. Es ist wahrscheinlich auch förderlich, weil sie mich im Winter immer direkt am Meer besuchen können. Immer einen Platz für eine kleine Auszeit und gleichzeitig mittlerweile einen einheimisch Tour-Guide zu ihrer privaten Verfügung haben. Also mich. Lach
Da wir jetzt schon einen kleinen Sohn Samir haben, vermissen sie aber natürlich trotzdem ihr Enkelkind. Da wünschten sie sich schon manchmal dass wir näher bei ihnen wohnen würden. Wenn wir uns dann sehen ist es aber dafür auch wesentlich intensiver und man erlebt die gemeinsame Zeit bewusster.
Wie hat dein Mann dir denn den Antrag gemacht?
Mein Mann hat mir den Antrag damals am Strand gemacht, genau um Mitternacht. Sehr traditionell mit Ring und allem Drum und Dran. Es war sehr romantisch!
Wie war es seine Familie zum ersten Mal zu treffen?
Ich hatte schon ein bisschen Angst vor dem ersten Treffen mit seiner Familie. Natürlich macht man sich ein bisschen Sorgen ob sie dich akzeptieren weil ich ja ganz anders bin, sowohl im Bezug auf Aussehen als auch kulturell. Aber sie haben mich sehr herzlich aufgenommen, waren lieb und haben sich auch um mich gekümmert, auch sein Vater. Da habe ich mich gleich gut aufgehoben gefühlt.
Ihr habt in Marokko eine Surfschule. Wann hast du gemerkt, dass du im Leben da angekommen bist wo du hin wolltest?
Die Surfschule ist ja eigentlich einfach so passiert, da bin ich so reingerutscht. Als hätte es einfach so sein sollen. Von Anfang an war ich sehr leidenschaftlich bei der Sache und habe überall geholfen wo ich gebraucht wurde. Richtig aufgefallen ist mir das allerdings erst nach circa einem halben Jahr. Als die ersten Gäste kamen und betreut werden mussten. Da habe ich erst gemerkt warum ich Marokko so liebe und wie gerne ich unseren Gästen diese Liebe zu dem Land auch vermittle.
Da wusste ich Westsurf Morrocco ist genau mein Ding. Diese Vielfalt die hinter der Schule steckt und die verschiedenen Menschen die man täglich trifft und von denen man selbst wieder lernt und neue Perspektiven erfährt. Das ist für mich persönlich einfach das Größte.
Vermisst du Deutschland manchmal?
Das sage ich wirklich immer als erstes wenn mir jemand diese Frage stellt. Ausgiebig zu frühstücken, den Käse und Dinge die es hier eben nicht gibt. Also zusammengefasst: Meine Familie und Freunde, das Kino und Käse!
Vielen Dank für den tollen Einblick in dein Leben.
Lädst du uns auf ein koffeinhaltiges Heißgetränk ein?
Im Laufe des Wolkenläufer-Projektes wurde eine lächerlich hohe Menge an Kaffee vernichtet. Über Nachschub wird sich gefreut! 🙂
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Von
Christina Angele
Liebt: Schokolade, nerdige Filme und Kaninchen
Liebt nicht: Fisch und Heuschnupfen